Über den Tellerrand

Verhalten entsteht im Gehirn durch neuronale Variabilität

Das Rauschen im Gehirn. Lange wurde ihm wenig Beachtung geschenkt. Das ändert sich nun. Das Rauschen, die neuronale Variabilität, als Indikator für erfolgreiche Verhaltensanpassung? Wie entsteht Verhalten im Gehirn? Die Möglichkeiten Gehirnaktivitäten messbar und sichtbar zu machen sind immer mehr gegeben. Dabei wurden bisher unregelmäßige, zufällig auftretende neuronale Signale als "Rauschen" abgetan. Doch genau dieses Rauschen soll nun für erfolgreiches Verhalten verantwortlich sein! Forscher gehen sogar soweit, dass Verhalten nicht trotz, sondern aufgrund neuronaler Variabilität entstehen kann (Leonhard Waschke). "In der nächsten Phase ihrer Forschung plant die Gruppe zu untersuchen, ob die neuronale Variabilität und das Verhalten durch Hirnstimulation, Verhaltenstraining oder auch Medikamente optimiert werden kann." Das wäre ja der Hammer, wenn wir den "Schweinehund" bei gewünschten Verhaltensänderungen an der "richtigen" Stelle triggern könnten. Zeichnet sich hier eine Revolution im Verhaltenstraining ab? Ich bin gespannt auf weitere Ergebnisse! Quellen: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung https://www.mpib-berlin.mpg.de/pressemeldung/rauschen-gehirn-verhalten Fachzeitschrift Neuron, "Perspective Article"

Die Steckengebliebenen: Was uns die Veränderungskurve über den Umgang mit Corona-Typen verrät

Nach Kotter durchlaufen Menschen bei ungewollten Veränderungen alle Phasen der klassischen Veränderungskurve. Immer! Der eine schneller, der andere langsamer, wieder andere bleiben stecken. Was kann uns das über den Umgang mit Corona-Typen sagen? Im Alltag begegnen sich die unterschiedlichen Typen mit viel Unverständnis, ich nehme mich da nicht aus. „Wie kann man nur so blöd sein.“ und Frust im Privaten bis hin zu Aggressionen, wie wir in den Medien verfolgen müssen. So scheint es nicht zu funktionieren. Und nach Kotter auch logisch! Ein Beispiel: Corona-Leugner & die, die sich an die Regeln halten, um sich und andere zu schützen (z.B: die ehrlich-Besorgten - siehe Grafik). Diese zwei Typen stehen an sehr unterschiedlichen Stellen in der Veränderungskurve. Bis zur emotionalen Akzeptanz können Menschen nur zurückschauen. In unserem Fall sind das die Corona-Leugner. Sie trauern dem nach, was ihnen vermeintlich weggenommen wurde (Freiheit). Die ehrlich-Besorgten blicken schon nach vorne, antizipieren Konsequenzen und suchen nach Lösungen. Wenn beide miteinander reden, reden sie aneinander vorbei. Es ist von einem Corona-Leugner zu viel verlangt, ans Ende der Veränderungskurve zu springen und darüber nachzudenken: „Hey, lass uns doch neue kreative Ideen finden und umsetzen, wie wir trotz dieser Zeit ein Gefühl von Freiheit haben können!“ Menschen fühlen sich da wohl, wo sie sich gehört und verstanden fühlen. So kommt gerade auch insbesondere eine Partei zum Zuge, die sicher nicht bei allen Personen der Corona-Leugner-Gruppe auf Platz eins steht. „Ich will einen Corona-Leugner nicht verstehen!“ Ja, ja, dieser Gedanke kommt mir auch. Mit ein wenig Abstand lassen wir doch einmal folgende Gedanken zu ...: Wie sollte man Menschen in Veränderungen begleiten? 1. Wertschätzung und Akzeptanz, dass sich der Mensch gerade in dieser Phase befindet. Es ist so; er/sie befindet sich gerade an dieser Stelle. „Ich sehe/höre/verstehe, dass [...]

Predictive Enterprise – Adaptive Services in der Führung?

Adaptive Services sind Dienstleistungen oder Verhaltensweisen, die sich durch die Nutzung von unmittelbarem Feedback anpassen lassen. Um es an einem konkreten Beispiel zu veranschaulichen, das ich beim Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky gehört habe: Ein Comedy-Theater in Barcelona kam durch aufkommende Konkurrenz auf folgende Idee: der Eintritt ist kostenlos. Auf jedem Sitzplatz gibt es eine Gesichtserkennung und die individuell gezeigten Emotionen bestimmen den Preis (bis zu einem Maximalbetrag natürlich!). Wenn es gefällt, zahlt man also maximal den vollen Ticketpreis, wenn es so lala ist vielleicht den halben Preis oder gar nichts, wenn man sich nicht amüsiert. Gleichzeitig bekommt der Comedian auf der Bühne über einen Monitor genau angezeigt, wie zufrieden das Publikum aktuell ist und er kann gezielt auf bestimmte Personen - die noch wenig Emotionen gezeigt haben - direkt eingehen. Somit erhöht er seine Chancen, diese noch für sich zu gewinnen. Er kann also situativ adaptiv darauf reagieren! Szenenwechsel. Im Unternehmen: Meetings in Teams, Abteilungen, Bereichen oder gar unternehmensweite Zusammenkünfte....wäre das nicht auch hier eine wertvolle Rückmeldung, die es dem Vortragenden ermöglicht, den Moment noch optimaler zu nutzen? Haben die Mitarbeiter mein Anliegen verstanden? Wie ist die Stimmungslage? Was sollte wiederholt oder vertieft werden? Überwachung versus Chance. Was ist Deine Vision dazu?

Im ernst jetzt? Crazy Fundstücke.

Oh mein Gott - war meine erste Reaktion. Das muss ein Fake sein - meine zweite. Dann, genauer geguckt und 3. Reaktion - okay, das ist speziell, sehr speziell. Ein Sinn meines Blogs ist es ja, Forschungsergebnisse aus verschiedensten Gebieten für den Berufsalltag anwendbar zu machen. Bei meiner Suche nach interessanten Forschungen bin ich auf diese Seite gestoßen und... ...dann dachte ich mir, dass ein wenig ungläubiges Kopfschütteln und Schmunzeln auch etwas für Euch ist. Vielleicht auch in Momenten, wo Ihr Euch fragt, ob das sinnvoll ist, was Ihr gerade macht. Hier eine Auswahl von Themen, in die die Forscher bestimmt sehr viel Zeit investiert haben, denn es sind alles veröffentlichte Paper. Zusätzlich haben diese den Ig Nobelpreis 2019 erhalten (siehe Quelle). Der Ig Nobelpreis wird für echte Studien vergeben und hat es sich zum Auftrag gemacht, Menschen zuerst zum Lachen und dann zum Denken zu bewegen. Was ist wichtig? Was nicht? Was ist real und was nicht? Und wer entscheidet das? "We collect improbable research. Real research, about anything and everything, from everywhere. Research that’s maybe good or bad, important or trivial, valuable or worthless." Ig Nobel Prize Hinweis: die Titel habe ich 1:1 aus dem Englischen übersetzt - wirklich! Der Medizin-Preis ging an Silvano Gallus für das Sammeln von Beweisen dafür, dass Pizza vor Krankheiten und Tod schützen könnte, wenn die Pizza in Italien hergestellt und gegessen wird. Der Anatomie-Preis ging an Roger Mieusset & Bourras Bengoudifa zur Messung der Skrotal-(=Hodensack)Temperatur-Asymmetrie bei nackten und bekleideten Postboten in Frankreich. Ingenieurwesen-Preis ging an Iman Farahbakhsh zur Erfindung einer Windelwechselmaschine zur Verwendung bei Säuglingen. Friedens-Preis für Ghada A. bin Saif, Alexandru Papoiu, Liliana Banari, Francis McGlone, Shawn G. Kwatra, Yiong-Huak Chan, and Gil Yosipovitch für den Versuch, die Freude am Kratzen [...]

Predictive Enterprise – Führen auf Basis von Prognosen?

Was ist, wenn sich das Vertrauen verschiebt von den Menschen auf den Computer? Warum das passieren sollte? Inspiriert vom Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky hier ein Beispiel: Eine Software und eine Gruppe von Ärzten betrachten jeweils Röntgenbilder von Patienten. Es geht um das Erkennen und die Vorhersage von Krebs. Ergebnis: Die Software erkennt zwei Jahre früher und schafft eine um 50% bessere Vorhersage-Genauigkeit von Krebs. Bäm! Unser Verständnis von Daten und der Nutzung von Daten(-analysen) entwickelt sich rasant. Durch Big Data werden Prognosen möglich, die Menschen und Unternehmen in ihrem Handeln und in ihren Entscheidungen beschleunigen und präzisieren werden. Was das für das Führen in der Zukunft bedeuten könnte: die Wahrscheinlichkeit einer Kündigung eines Mitarbeiters lässt sich vorhersagen das aktuelle Motivationslevel des Einzelnen ist erkennbar der momentane mentale & körperliche Gesundheitszustand ist feststellbar - in sicherheitsrelevanten Bereichen, wie bei Piloten, Ärzten etc. wohl - zumindest aus Kunden-/Patientensicht - wünschenswert! Einsatzplanung in Perfektion, indem der Kompetenzbedarf von Mitarbeitern im aktuellen Geschäftsablauf bestimmbar wird - in 10 Minuten werden im Bereich X drei Mitarbeiter mit den Kompetenzen a, b, c benötigt.... Ja, ja Datenschutz & Co. halten bei einigen Themen aktuell noch dagegen, aber wenn wir das für einen Moment außen vor lassen ... ... welche Prognosen würdest Du gerne bzgl. Deiner Mitarbeiter erhalten?

8 Dinge, die Führungskräfte von Gehörlosen lernen können.

Als Coda - Child Of Deaf Adults - bin ich in zwei Welten, in zwei Kulturen und mit zwei Sprachen gleichzeitig aufgewachsen: in der Welt der Gehörlosen und in der Welt der Hörenden. Und ich bin stolz darauf, gehörlose Eltern zu haben. Ihr habt mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Danke dafür! Es ist mir eine Ehre, auch heute noch immer wieder Gast sein zu dürfen in der Welt der Gehörlosen. Mittlerweile wundert es mich nicht mehr, dass ich im Laufe meines Arbeitslebens immer wieder Schnittstellen zur Welt der Gehörlosen habe, sei es damals neben dem Studium als Gebärdensprachdolmetscherin, als Beraterin für von der EU geförderten internationalen Projekten, als Beraterin einer Integrationsfirma, ... und nun, in Zeiten von Corona mit mehr Muße zum Nachdenken kam mir folgende Frage in den Sinn: Gehörlose verhalten sich und kommunizieren - mal abgesehen von der unterschiedlichen Sprache - anders als Hörende. Was können wir von ihnen, ihrer Kultur lernen? Gibt es etwas, was sie "besser" machen? Ich sage JA! #1: Gehörlose stellen Körperkontakt her. Der Körperkontakt ist für Gehörlose wichtig, um überhaupt ins Gespräch zu kommen. Wie Hörende das kritisch auffassen könnten: Andere Menschen im beruflichen Kontext anzufassen ist für einige befremdlich. Learning für Hörende: Warum versuchst Du es nicht auch mal mit etwas mehr Nähe? Es gibt ja auch Studien darüber, dass Kellner mehr Trinkgeld bekommen, wenn sie den Gast an der Schulter oder Hand berühren....wir sollten über unsere Einstellung zum Körperkontakt nachdenken... #2: Gehörlose halten länger und konsequenter den Blickkontakt. Der Blickkontakt ist Teil der Gebärdensprache und entscheidend für die Aufnahme von Informationen. Wie Hörende das kritisch auffassen könnten: Hörende können sich unangenehm angestarrt oder gar provoziert fühlen. Learning für Hörende: Die Wichtigkeit der Person und des gesprochenen Wortes [...]